· 

5 Wiener Wörter französischen Ursprungs

Es heißt ja, niemand mag den Wiener Dialekt außer die Wiener selbst. Das würde stimmen, gäbe es da nicht auch noch die linguistische Gemeinschaft, die sich mühsam durch den Wiener Wortdschungel kämpft.

 

Selbst als geborene Wienerin mit halb-deutschen Wurzeln habe ich mir diesen Dialekt mühevoll aneignen müssen. Mal ehrlich: Nordhochdeutsch ist deutlich einfacher. Aber man wird damit in diesem Raum einfach nicht verstanden. Und in manchen Bezirken eventuell verprügelt. Dafür entdeckt man so alle zwei Monate linguistische Blüten, die einem Tränen in die Augen treiben. Ich für meinen Teil lache immer noch herzhaft über „Alibert“.

 

Heutzutage wird auch in Wien an allen Ecken und Enden über Anglizismen gemotzt. Was dabei völlig untergeht ist die Tatsache, dass das Wienerische zu gefühlten 92,8 % aus Fremdwörtern besteht. Fremdwörter aus aller Welt! Latein, Ungarisch, Tschechisch, Englisch ... und Französisch. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund meckert niemand über den hohen Anteil an Gallizismen, obwohl sowohl Rechtschreibung als auch Aussprache in dieser Sprache ungleich schwerer sind als das im Englischen je der Fall sein könnte. Aber genug des Französisch-Bashings. Schauen wir uns ein paar altehrwürdige Wiener Wörter französischen Ursprungs an!

 

Trottoir

Was Einfaches zum Aufwärmen. Bedeutet schlicht Bürgersteig oder Gehsteig. Im 18. Jahrhundert von französisch „trottoir“ mit gleicher Bedeutung ganz einfach übernommen und einverleibt. In der Schweiz zwar Standard, kennt man dieses Wort in Wien wahrscheinlich am ehesten von der eigenen Großmutter, denn es ist relativ veraltet. Ab und zu hört man es auch noch in wütenden Ausrufen, wenn zum Beispiel jemand einem Radfahrer „Heast, geh vom Trottoir!“ hinterher brüllt.

 

Lavoir

Im Französischen ein Waschhaus, im Wienerischen war es mal ein Waschtisch. So ein richtig altmodischer mit Porzellanschüssel und hölzernem Tischchen, auch lokal bekannt als „Waschkastl“. Auch dieses Wort wurde im 18. Jahrhundert übernommen, als Französisch genauso im Trend war wie das Englische heute. Mit der Einführung tatsächlich nützlicher Rohrleitungen wurde es dann kurzzeitig für Waschbecken verwendet, bevor der Das-ist-doch-kein-echtes-Lavoir-Krieg ausbrach und seitdem nur noch „Waschbecken“ gesagt wird. Was auch viel einfacher war, vor allem, da niemand „Lavoir“ jemals richtig aussprach (etwa „Lawua“).

 

Plafond

Von „plat fond“, was wortwörtlich mit flacher Boden übersetzt werden kann, bedeutet dieses Wort wenig überraschend … Zimmerdecke. Na ja, ist halt ein flacher Boden drüber. Meistens jedenfalls.

 

Garçonnière

Öfter geschrieben als „Garconniere“, weil niemand gern die Sonderzeichen im Schreibprogramm durchsucht. Hier starrt einem der französische Einfluss offen ins Gesicht und murmelt etwas über Baguettes. Abgeleitet von garçon, Junggeselle, ist eine Garçonnière eine Einzimmerwohnung. Gebräuchlich ist das Wort praktisch überall in Österreich, doch in Wien wird besonders häufig dafür inseriert.

 

Pompfüneberer

Mein besonderer Liebling, erst vor wenigen Wochen im Zuge eines Workshops kennengelernt und noch nie in freier Wildbahn gehört. Ein Pompfüneberer (ausgesprochen etwa Bompfünewera) ist ein schönes, wenn auch altmodisches Wort für Bestatter. Es stammt aus einer Zeit, in der man bei einem Sterbefall noch so richtig vor der gesamten Nachbarschaft angeben konnte. Die Wurzel „pompes funèbres“ bedeutet so viel wie prächtiges Begräbnis, was mit der Wiener Tradition der „schönen Leich“ zusammenpasst wie Topf und Deckel. Wiener lieben Begräbnisse. Wiener lieben alles, wenn es Essen gibt.

 

Natürlich gibt es noch mehrere Wörter im Wienerischen (und im Deutschen generell), die auf das Französische zurückzuführen sind. Man denke nur an Portemonnaie, Fauteuil, Feuilleton, Kuvert. Nach zweihundert Jahren gewöhnt man sich daran. Ähnlich wird es auch mit den Anglizismen sein. In diesem Sinne, ein Herz für Wienerisch, mit Gallizismen oder ohne.

 

 

Quellen:

https://austria-forum.org/

http://www.oesterreichisch.net/

http://www.ostarrichi.info/

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    queupenique hauptmann (Donnerstag, 09 Januar 2020 23:49)

    ein wunderschöner Artikel. Kompliment.

  • #2

    Adolf Hainzl (Freitag, 21 Juli 2023 18:58)

    Schön wäre ,wenn die Wiener Aussprache der Wörter zum Ausdruck kommen würden,wie Blafon oder Bumfinewra...........

  • #3

    Marie (Samstag, 27 Januar 2024 14:43)

    Schön ist auch „ Kombinäsch“
    ( zweiteilige Unterwäsche )
    Necessaire ( Kulturbeutel)
    „Ein Masel haben“ Glück haben.