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"How I spent my pandemic"

... ja, die Überschrift klingt, als wäre es vorbei, dabei ist erst Halbzeit.

 

Inspiriert vom Gespräch mit einer Freundin und Kollegin zum Jahrestag des ersten Lockdowns habe ich neulich tatsächlich über das Leben nach der Pandemie nachgedacht. Also von dieser. Nach der Pandemie ist ja bekanntlich vor der Pandemie, dauert nur manchmal ein paar Jahrzehnte. Und darüber, was ich sagen werde, wenn mich in zwanzig Jahren ein Jungspund fragt, was ich während der Pandemie gemacht habe.

 

Und wahrlich, ich sage euch, was ich gemacht habe war: Arbeiten. Kopf unten halten. Auch draußen Maske tragen. Brotbacken. Doomscrollen auf Twitter. Ausgiebig heulen. Öffis meiden. Sehr, sehr, sehr viele Artikel lesen zu Themen, mit denen ich mich vorher nie befasst hatte (Shoutout to The Lancet!). Zu viel Fast Food essen. Testen gehen. Mehr arbeiten. Mir die Sehnenscheidenentzündung aus der Hölle zuziehen. Länger schlafen. Auf dem Balkon sitzen. Im Bademantel arbeiten ... auf dem Balkon.

 

Als Mitglied der Risikogruppe („Aber Sie sind ja noch jung!“ Bitte sag das dem Kadaver, den ich bewohne, er hat's irgendwie nicht verstanden. Oder vielleicht sind „Jugend“ und „Gesundheit“ eben doch nicht so untrennbar verbunden.) und zusammenlebend mit einem Altenpfleger und verwandt mit noch mehr Risikogruppen war die Situation natürlich absolut zauberhaft. Ich will nicht zu viel meckern. Aber Freunde und meine letzten lebenden Verwandten nicht zu sehen war ab Monat 10 schon etwas härter. Der Einbruch bei den Einnahmen hat sich später zwar wieder erholt (siehe Sehnenscheidenentzündung). Aber ich war und bin jetzt nicht begeistert über die Ungewissheit, und das heißt was als Vollzeitselbstständige. Also war ich über ein Jahr lang zu Hause, leicht gewürzt mit Arzt- und Apothekenbesuchen, man muss ja auch mal unter Menschen (seit 2020 klingt das eher wie eine Drohung ...). Einkauf? Liefern. Klamotten? Hab doch noch welche. Frisör? War ich seit Jahrzehnten nicht. Hobbys? Online. Humor? Tiefschwarz. Hotel? Tri... ach so, sind ja alle zu.

 

Und jetzt, Monat 12, geht's trotz Resilienz und bärenartiger Höhlenkompetenz langsam bergab. Ich bin eben doch nicht die Duden-Rechtschreibprüfung, die einfach nur menschliche Form angenommen hat. Ich finde, das kann man auch mal offen zugeben; gerade als Soloselbstständige, die ja besonders isoliert sind, sollten wir uns ab und zu den Luxus der Ehrlichkeit gönnen. Ich fühle mich nicht gut, und das ist in Ordnung. Es ist eine Pandemie; es soll keinen Spaß machen. Meine psychologische Verfassung ist der Situation adäquat. Und jetzt weiter Kopf unten halten. Die Miete wird wohl auch dieses Jahr anständig abgewohnt.

 

Wenigstens kann ich mit Fug und Recht behaupten, nie jemanden in Gefahr einer Ansteckung gebracht zu haben. Das ist doch schon was.

 

Weitermachen.



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